Herren NLB: Penaltykrimi in den Bergen

Spielbericht

Alles war angerichtet am vergangenen Samstag im hochgelegenen Wintersportort. Der Kampf ums Überleben in der NLB konnte beginnen.

Die Limmattaler waren bis zu den Haarspitzen motiviert im ersten Spiel gleich das Break zu erzielen, um die eisernen Murmeli eine Woche später zuhause bereits unter leichten Zugzwang zu bringen. So legten die Urdorfer auch los wie die Feuerwehr. In den ersten 50 Sekunden liessen sie gleich deren vier Abschlüsse in Richtung Kasten der Hausherren fliegen. Nach dem Startfeuerwerk bemühten sich hauptsächlich die Gastgeber darum die Partie zu beruhigen und Tempo herauszunehmen. Dies gelang ihnen einigermassen, wodurch sich eine kurze ausgeglichenere Phase etablierte. In der ersten Drittelhälfte zeigten sich die Limmattaler torgefährlicher und kamen dem Führungstreffer mehrmals sehr nahe. In der 8. Spielminute war es dann endlich so weit. Nach hervorragender Arbeit seiner beiden Flügel Peraro und Zahner fiel Hasenböhler die Kugel vor die Füsse. Mit einer flinken Drehung liess er noch einen Verteidiger ins Leere laufen, ehe er passgenau ins weite Eck verwandelte. Endlich belohnten sich die Urdorfer angemessen für ihre offensive Arbeit. Die Tendenz zur Spielberuhigung drängte nun auch bei den Limmattalern durch. Dennoch wirbelten insbesondere die jungen Wilden Bär, Galsterer und Friedli munter weiter in der gegnerischen Zone umher und sorgten mehr als nur einmal für brandgefährliche Situationen. Hinten liessen die Urdorfer zwar nicht viel anbrennen, doch zeigten ihnen die Gastgeber eiskalt auf, was passiert, sollte die Zuteilung für einmal nicht stimmen. In der 18. Minute ging S. Meier komplett vergessen, womit das Einschieben zum Ausgleich fast ein wenig zu einfach ging. Mit diesem Resultat verabschiedeten sich die Teams zum ersten Mal in die Garderoben.

Das Mitteldrittel startete sehr vergleichbar zum Ersten. Captain Pfau war nur wenige Sekunden nach Wiederanpfiff für ein Raunen, welches durch die Halle ging, verantwortlich. Für seinen Backhandabschluss war jedoch beim, in Davoser Diensten stehenden, finnischen Keeper Kärki Endstation. In der 22. Minute erwischte Bebi mit einem hohen Stock ein wenig unglücklich den Kopf Friedlis, was nach strenger Regelauslegung eine kleine Zeitstrafe nach sich zog. Das Powerplay der Limmattaler, vor knapp einem Monat in der gleichen Halle noch äusserst effizient, installierte sich in leicht geänderter Zusammensatzung. Diesmal stellte man sich aber zu behäbig an und die Davoser konnten mit Ballbesitz viel Zeit von der Uhr nehmen, womit die gute Möglichkeit erneut in Führung zu gehen ungenutzt verstrich. Kurz nach Ablauf der Strafe schnappte sich Ingold nach einem missratenen Abschluss der Davoser die Kugel, preschte nach vorne und verlagerte geschickt über die gesamte Spielfeldbreite zu Bär. Dieser schloss in seiner bekannt nonchalanten Art mit einem Schlenzer ab und versorgte die Kugel, entweder direkt oder auch vielleicht noch mit einer Karbonfaserbreite von Friedlis Stock, im tiefen Eck. Diesmal hielt die Führung aber nicht so lange bestand wie noch im Startabschnitt. Rund zweieinhalb Minuten später glich die Limmattaler Verteidigung eher einem aufgeschreckten Hühnerhaufen, sodass sich der finnische Stürmer Kaartinen die Ecke aussuchen konnte in welche er, am Block und dem machtlosen Maurer im Limmattaler Kasten vorbei, einnetzen konnte. Weiter waren jedoch die Unterländer die spielbestimmende Mannschaft. In der 36. Minute wurden sie jedoch durch die erste Zwei-Minuten-Strafe ausgebremst. Bär musste in der Kühlbox platz nehmen. Das Überzahlspiel der Davoser, seit jeher eine ihrer schärfsten Klingen, benötigte dann auch keine volle Spielminute, ehe Marugg mit einem Slapshot zur erstmaligen Führung der Hausherren einschoss. Gegen jene hatte allerdings der mit viel Überzeugung und Drive agierende Block der Limmattaler ex-Junioren etwas. Wiederum rund eine Minute später lancierte Bär einen schnellen Gegenstoss. Friedli liess seinen Gegenspieler sehenswert stehen und der mit gehörig Tempo anbrausende Galsterererer knallte die Kugel wuchtvoll und unhaltbar via Querlatte in die Maschen. Selbst dem nach Spielschluss verdienterweise als Best-Player gekürten Kärki blieb nichts anderes übrig als verdutzt hinter sich zu greifen. Damit ging aus wiederum auf der Anzeigetafel ausgeglichen in die nächste Drittelspause.

Das Schlussdrittel begann verhältnismässig ausgeglichen, ehe Peraro in der 44. Minute nur noch regelwidrig am Abschluss verhindert werden konnte, was korrekterweise mit einem Penalty geahndet wurde. Es sollte der erste von insgesamt 14 Penaltys sein, die an diesem Samstagabend ausgeführt werden sollten. Jordan nahm sich der Aufgabe an, scheiterte allerdings am schnell reagierenden Kärki, womit dieser sein Team vor einem erneuten Rückstand bewahrte. Und zu keinem Glück kam dann wenige Augenblicke später auch noch Pech hinzu, als Peraro nach einem Phantom-Stockschlag auf die Strafbank verbannt wurde. Diese Möglichkeit liessen sich die Davoser wiederum nicht nehmen und kamen nach einem etwas glücklichen Abpraller im Slot der Limmattaler dank Nachstochern zum 4:3. An Aufgeben war jedoch nicht zu denken. So schnappte sich (G)Oldie A. Ladner in der 52. Minute die Kugel noch weit hinter der Mittellinie, liess sich partout nicht mehr von dieser trennen und vollendete wie mit dem Zirkel ausgemessen zum 4:4 Ausgleich. Wie so oft an diesem Abend hatten die Davoser jedoch postwendend eine Antwort bereit. Keine ganze Zeigerumdrehung nach dem Ausgleich legte Tanner wieder um eine Länge vor. Auf der Limmattaler Bank war aber das Gegenteil von Trübsal blasen angesagt. Innerhalb kürzester Zeit deckten sie den gegnerischen Kasten mit zahlreichen Abschlüssen ein. Vorerst wollte der abermalige Ausgleich jedoch noch nicht fallen. Das erdrückende Chancenplus der Limmattaler hielt in den nachfolgenden Minuten an, musste schlussendlich aber von einem taktisch notwendigen Time-Out Spahijas kurzzeitig unterbrochen werden. Dieses erwies sich allerdings goldwertig, als rund eine Minute später, die Limmattaler nun mit sechs Feldspielern unterwegs, der vielumjubelte und hochverdiente Treffer zum 5:5 fiel. Jordan und Hasenböhler steckten sich zuerst ein paar kurze Doppelpässe in der eigenen Hälfte zu, ehe Letzterer in einer fast perfekten Kopie seines ersten Treffers das Spielgerät im Netz versenkte. In den rund zwei verbleibenden Spielminuten mussten sich die Limmattaler dann noch mehrmals bei Maurer, sowie den Unihockeygöttern bedanken, dass die Davoser mehrere Chancen zum sechsten Treffer kläglich liegen liessen. Damit sicherten sich die Teams je einen in der Endabrechnung komplett nutzlosen Punkt und es ging in die Verlängerung.

Den Tritt in diese fanden abermals die Gäste aus dem Flachland besser. Peraro wirbelte unaufhörlich vor dem gegnerischen Kasten umher, was in der 62. Minute folgerichtig erneut in einem Strafstoss mündete. Diesmal hatte Hess die Entscheidung auf der Schaufel. Aber auch diesmal erwies sich die Reaktion Kärkis als blitzschnell und er ahnte die richtige Ecke. Vorerst keine Party für die Limmattaler. Näher am Siegtreffer waren zwar auch in dieser Phase die Limmattaler, doch wollte sich dieser einfach nicht erzielen lassen. Auf dem Feld wurden dann noch vermehrt Nettigkeiten ausgetauscht, was aber keinen spielentscheidenden Einfluss mehr hatte. Auch nach 70 Spielminuten flackerte der Score von 5:5 vom Anzeigedisplay. Also gings ins Penaltyschiessen.

Dieses stand angesichts der zwei verpassten Penaltys der Limmattaler während des Spielverlaufs unter keinem guten Stern. Die fünf Schützen waren gefunden, worunter sich einerseits Jordan wiederfand, der somit seine Chance auf Wiedergutmachung bekam, sowie der Limmattaler Alt-Junior Küng, welcher bis dahin keine Sekunde auf dem Spielfeld stand.

Beyrich lief als erster Schütze für das Heimteam an und versenkte abgeklärt zum 1:0. V. Ladner lief als nächstes an, liess Kärki einmal aussteigen, brachte die Kugel jedoch nicht genug hoch, womit der Davoser Schlussmann Sieger dieses Duells blieb. Mit Marugg versuchte sich der Powerplayknipser des Heimteams daran, die Führung zu erhöhen. Maurer reckte seine Hände jedoch im genau richtigen Moment in die Höhe, womit Pfau die Chance zum Ausgleich hatte. Kärki erwies sich jedoch weiter als hartes Nüsschen und der Abschluss Pfaus fand seinen Weg nicht ins Gehäuse. Damit weiterhin Vorteil Davos. Der an diesem Abend bereits einmal erfolgreiche Kaartinen vergab seinen Penalty aber ebenfalls, sehr zur Freude der Limmattaler Bank. Nun begannen die ersten «Psycho-Spielchen». Versuchte sich Jordan mit demselben Trick wie zuvor oder hatte er noch einen weiteren im Ärmel, den er jetzt in der entscheidenden Phase auspackte? Diesmal liess er sich die Butter nicht vom Brot nehmen und reüssierte, mit Trick Nummer 2 von mindestens 37 weiteren, eiskalt. Nach je drei Schützen somit wieder alles ausgeglichen. Da sich Guidon in den schnellen Beinen Maurers verhedderte hatte darauf Küng die Chance seine Farben in Front zu schiessen. Die Hände zitterten zwar gemäss eigenen Angaben ein wenig beim weitaus temporeichsten Anlauf aller Schützen, mit einer schnellen Finte liess er Kärki aber keine Abwehrchance. Somit zum ersten Mal Vorteil Limmattal. Conzett musste treffen, um die Gastgeber weiter im Rennen zu halten. Ohne gross mit der Wimper zu zucken, netzte er ein, womit aber sein Torhüter immer noch unter Zugzwang stand. Versenkt A. Ladner seinen Versuch, geht der Sieg ins Limmattal. Mit einer mirakulösen Tat vereitelte Kärki den fast einwandfrei vorgetragenen Penalty. Damit nach insgesamt zehn Schützen wieder alles auf Anfang und nun auch in diesem Modus im Sudden-Death angelangt.

Die Davoser schickten mit Beyrich einen bereits erfolgreichen Schützen ins Rennen. Erneut trug er einen technisch einwandfreien Strafstoss vor, scheiterte dann jedoch daran, die Kugel ins leere Tor zu schieben. Damit wieder leichter Vorteil Limmattal. Mit ermutigenden Worten von Mitstürmer und Junioren-Sprössling Friedli im Ohr legte sich Küng zum zweiten Mal die Kugel zurecht. Der noch in seinen Zwanzigern befindende Küng nahm wiederum viel Tempo auf, suchte sich diesmal aber die kurze Ecke aus und versenkte die Kugel auch in dieser.

Während sich die Limmattaler in den Armen lagen, mussten die Davoser als bittere Verlierer vom Platz. So brutal kann Sport in gewissen Situationen sein.

Solche Spiele bringen bekanntlicherweise meist mehrere grosse Figuren hervor. Sei es Maurer, welcher die Limmattaler mehrmals in der regulären Spielzeit als auch im Penaltyschiessen vor der Niederlage bewahrte. Oder Jordan, welcher sich nie entmutigen liess und mit Nerven aus Drahtseilen auftrumpfte. Oder die ganze Sturmlinie aus Limmattal-Junioren, die trotz vieler Widrigkeiten über die ganze Saison in einer entscheidenden Partie gross aufspielte. Und natürlich Küng, welcher über 70 Minuten pausenlos mit seinen Mannschaftskollegen mitfieberte, diese anfeuerte und schlussendlich den Sieg verpackt und eintütete. Und auch wenn die Darstellung der lokalen Presse, leider gespickt mit ein paar gefederten Freunden, anderes vermittelte hatten sehr viele Akteure ihren verdienten Anteil an diesem Sieg.

Zwar ist mit diesem ein guter Grundstein gelegt, die Serie im Best-of-five Format ist jedoch noch lange nicht vorbei. Am kommenden Samstag können sich die Limmattaler insgesamt drei Matchbälle erspielen. Gewinnen die Urdorfer auch die zweite Partie heisst es für die Davoser Verlieren absolut verboten. Aufgrund der alljährlichen Fasnacht in Urdorf müssen die Limmattaler in die Burkertsmatt in Widen ausweichen, Spielbeginn ist 20.00 Uhr. Das Playoff-Spiel gegen die Kloten-Dietlikon Jets in der vergangenen Saison an derselben Spielstätte war zwar ähnlich eng wie die Partie vom letzten Samstag, nahm jedoch auch dort das bessere Ende für die Urdorfer. Über lautstarke Unterstützung freut sich das ganze Team!

4.3.2025
Flavio Schneider
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