Herren NLB: Freud und Leid

Spielbericht

Die zweite Doppelrunde der laufenden Saison wartete mit dem Aufstiegsanwärter aus Thun und den Aufsteigern aus Langenthal auf.

Am Samstag gastierte Ligakrösus Thun in der Zentrumshalle. Ungeschlagen und mit einem Torverhältnis von +41 aus sechs Spielen grüssten die Berner Oberländer von ganz oben der Tabelle. Ähnlich beeindruckend ist auch die Statistik der drei bisherigen Begegnungen mit den Urdorfern. 3 Siege und 32:11 Tore zugunsten der Gäste. Doch die Limmattaler waren gleich von Beginn weg bis in die Haarspitzen motiviert, das erste Team zu sein, das den selbsternannten Halbprofis vom Thunersee ein Bein zu stellen vermag.

Die Partie startete wie bereits zu genüge in dieser Saison gesehen. Mit einem Gegentreffer aus Sicht der Limmattaler. In der 3. Minute liessen die Thuner zum ersten Mal ihre Klasse aufblitzen und ein Volley-Ablenker von Moser fand seinen Weg ins Tor der Hausherren. Anstatt jedoch in Schockstarre zu verfallen, legten die Urdorfer noch ein Bricket drauf und kamen rund eine Minute später mit einem satten Schuss von Fribourg-Zuzug Silvio Halter unter die Querlatte zum verdienten Ausgleich. Die gute Torlaune blieb bestehen und in der 6. Minute reüssierte Peraro zum 2:1. Hasenböhler bediente mit einem spielöffnenden Zuspiel den freigeschlichenen Zahner, welcher quer zu Peraro flankte, wo dieser Volley verwertete. Eine augenblickliche Reaktion Thuns blieb grösstenteils aus. So waren es die Limmattaler, die in der 10. Minute den Skore weiter erhöhten. Schneider verfehlte mit seinem Weitschuss zwar das Ziel, die Kugel sprang dadurch aber genau auf die Schaufel von Schindele, der aus spitzem Winkel erfolgreich war. Diese durchaus verdiente Führung diente nun aber als Weckruf an die Berner. Keine Zeigerumdrehung später zeigten sie nochmals, weshalb sie auf dem Sonnenplatz der Tabelle residieren. Mit einer schönen Kombination tänzelten sie durch die Limmattaler Verteidigung und liessen Maurer im Kasten keine Abwehrchance. Fünf Tore in zehn Minuten liess auf einen torreichen Abend hoffen. Doch in der Folge fanden beide Teams eine bessere Balance und liessen nur noch wenig gefährliche Szenen zu. Auch ein Powerplay der Thuner verstrich ungenutzt. Erst in der 15. Spielminute zahlte sich das Pressing der Gäste ein erstes Mal aus, was im Ausgleich mündete. Doch ein Tor sollte noch drin liegen, dachte sich wohl auch Pliska. Nach schönem Zusammenspiel mit Zahner knallte er das Spielgerät mit etwa 7 (in Worten: sieben) Stundenkilometern in die Maschen. Die knappe 4:3 Führung widerspiegelte einerseits torgefährliche Thuner mit einem leichten Chancenplus, andererseits äusserst effiziente Limmattaler, die offensiv konsequent agierten.

Das Mitteldrittel war gerade erst angepfiffen, als Hasenböhler mit einem Zuspiel über das gesamte Feld Peraro anpeilte. Dieser sorgte für genügend Trubel im gegnerischen Slot, sodass er den plötzlich freiliegenden Ball nur noch zum 5:3 einzuschieben brauchte. Wohl die ganze Saison noch nie mit einem solchen Spielstand konfrontiert, mussten sich die Thuner nun neu erfinden. Die aufopfernde Limmattaler Verteidigung sowie ein mirakulös aufspielender Maurer unterbanden dies jedoch durchgehend. Auch das Pressing der Gäste lief des Öfteren ins Leere. Oder wie in der 30. Minute in einen Konter der Limmattaler. Pliska verlagerte geschickt zu Peraro, welcher den clever freilaufenden Zahner bediente, der seine Topscorer-Qualitäten zum wiederholten Male unter Beweis stellte und auf 6:3 erhöhte. Die Limmattaler wollten es aber wohl selber nochmals spannend machen, als knapp eine Minute später erneut das Boxplay aufs Feld geschickt werden musste. Doch auch mit einem Feldspieler weniger liessen die Urdorfer nicht viel zu. Vielmehr fasste sich Schindele ein Herz, setzte sich in der Mittelzone gegen drei Gegenspieler durch, umkurvte noch einen vierten, ehe er souverän zum Shorthander vollendete. Ob dieses Kunststück wiederholt werden konnte, durften die Limmattaler ab der 34. Minute gleich nochmals versuchen, als bereits der dritte Urdorfer Akteur in die Kühlbox geschickt wurde. Und obwohl Schindele auch in dieser Strafe einen gefährlichen Torschuss verzeichnen konnte, waren es schlussendlich doch die Thuner, welche mit einer technischen Finesse zum 7:4 reüssieren konnten. Und wie, wenn sie Blut gerochen hätten, jubelten sie 21 Sekunden später erneut. Doch nach dem fünften Gegentreffer fingen sich die Urdorfer wieder und konnten das Spiel ein wenig beruhigen. Kurz vor der zweiten Sirene befreiten sich die Hausherren wiederum aus dem halbherzigen Pressing der Thuner, woraufhin Zahner den freistehenden Pliska bediente. Diesmal traf dieser auch den Ball richtig, sodass das Netz diesmal ein bisschen mehr zappelte als noch im ersten Drittel.

Dass die Favoriten im Schlussdrittel noch alles Mögliche versuchen werden, die Partie zu drehen, war wohl allen in der Halle klar. Nachdem schon wieder ein Limmattaler für zwei Minuten zum Nachdenken geschickt wurde, zogen die Thuner zum vierten Mal ihr Powerplay auf. Doch die überzeugende Limmattaler Box liess keinen weiteren Treffer zu. Erst als auch wieder fünf Urdorfer auf dem Platz standen, konnten die Gäste einen Fehlpass ausnutzen und wieder auf zwei Längen verkürzen. Die Partie entwickelte sich nun mehr und mehr zu einem offenen Schlagabtausch. Bei den Gästen fehlte mehrmals die Präzision im letzten Zuspiel, die Limmattaler liessen dabei oftmals die letzte Konsequenz im Abschluss vermissen. Beide Teams konnten sich in dieser Phase auch bei ihren Schlussmännern bedanken, welche keine Tore zuliessen. So war es in der 51. Minute kein schön herausgespielter Spielzug, sondern ein abgelenkter Weitschuss, der für das 8:7 und damit die grösstmögliche Spannung in der Schlussphase sorgte. Die Berner rannten nun unerbittlich auf die Urdorfer Verteidigung zu. Doch mit einem solidarischen und unermüdlichen Auftritt verkaufte sich diese so teuer wie es nur ging. Und als das Netz doch zum vermeintlichen Ausgleich zappelte, entschieden die Unparteiischen auf «hoher Stock». Auch mit einem Feldspieler mehr vermochten die Gäste die Abwehr nicht zu knacken, womit die Limmattaler auch dank einer hervorragenden (Geräusch-)Kulisse auf den Rängen, einen knappen Sieg über die Zeit rettete.

Eine herausragende Teamleistung der Urdorfer, belohnt mit drei wichtigen und nicht budgetierten Punkten. Diese am Sonntag im Auswärtsspiel gegen Unihockey Langenthal Aarwangen zu bestätigen wäre somit angesagt gewesen.

Der Start zu diesem Unterfangen misslang den Urdorfern jedoch gründlich. Nach gerade einmal 67 gespielten Sekunden mussten sie bereits in Unterzahl agieren. Und während die Limmattaler, wohl immer noch ungläubig ob der kreativen Auslegung der Bodenspiel-Regelung, nicht ganz bei der Sache waren, bejubelten die Langenthaler ihren ersten Treffer. Und auch rund eine Minute später schalteten die Hausherren nach einem Freischlag schneller und erhöhten auf 2:0. Bis zum ersten Treffer mussten sich die treuen Limmattaler Anhänger bis zur 9. Minute gedulden, ehe Massaro nach einem Doppelpass den mitgelaufenen Zahner bediente, welcher zum Anschlusstreffer einschoss. In der zweiten Hälfte des Startdrittels stellten sich die Urdorfer jedoch zu wenig clever an und liessen sich ein ums andere Mal auskontern. Diese Gelegenheiten liessen sich, die ansonsten nicht viel am Spielgeschehen beteiligenden Langenthaler nicht nehmen und erhöhten bis zur ersten Sirene auf 4:1.

Zu Beginn des Mitteldrittels durften die Limmattaler ihr Powerplay aufziehen. Dieses benötigte dann auch nicht lange, bis V. Ladner einnetzte. Doch anstatt diesen Treffer zu bestätigen, gewährte man den Gastgebern im eigenen Slot zu viel Raum, was mit dem postwendenden 5:2 quittiert wurde. In der Folge übernahmen die Limmattaler zwar wieder das Spieldiktat, konnten jedoch zu wenig zwingend vor dem Kasten der Oberaargauer auftreten. Trotz erdrückenden Chancenplus schaute kein weiterer Treffer mehr heraus.

Im Schlussdrittel war noch keine ganze Minute gespielt, ehe die Limmattaler erneut nach einer guten Aktion, die Verteidigung vernachlässigten, womit ULA zum sechsten Mal Jubeln durfte. Die Offensiv-Flut der Gäste rollte aber weiter in Richtung ULA-Kasten. In der 46. Minute wurde diese dann endlich mit dem 6:3 belohnt, als Hasenböhler den noch besser postierten Peraro bediente, der eiskalt backhand einschob. Und wie, wenn sie den ganzen Abend nichts gelernt hätten, kassierten die Limmattaler rund eine Minute später postwendend den nächsten Treffer eingeschenkt. Doch beirren liess sich dadurch erstmal niemand. Direkt nach Wiederanpfiff hämmerte Hasenböhler die Kugel zum 7:4 in die Maschen. In der Schlussphase mussten die Limmattaler natürlich noch mehr Räume öffnen, wollten sie hier noch eine späte Wende einleiten. Diese nutzten die konterstarken «Durchschnittsstädter» gekonnt aus und erhöhten kontinuierlich auf 9:4. Die beiden Treffer in der letzten Minute von V. Ladner und einem weiteren Empty-Netter müssen schlussendlich nur noch als Resultatkosmetik abgestempelt werden.

Das deutliche Verdikt von 10:5 widerspiegelt nicht ganz das gezeigte, der Sieg der Langenthaler ist aber verdient und die Limmattaler müssen aus diesem Spiel ihre Lehren ziehen. Dies in Kombination mit dem Gezeigten am Samstag verspricht jedoch viel Gutes für die kommende Doppelrunde.

Mit den eisernen Murmelis gastiert am Samstag, 02.11. ein letztjähriger Playoff-Halbfinalist in der Zentrumshalle Urdorf. Zwar liegen die Davoser aktuell auf dem letzten Tabellenplatz, doch dürfen sie keineswegs unterschätzt werden. Anpfiff der Partie ist um 18.00 Uhr. Und auch die am Sonntag aufwartenden Regazzi aus Gordola stellten in der Vergangenheit schon die eine oder andere Stolperfalle. Die Partie wird, wohl aufgrund der wiederholt unglaublich knappen Hallensituation im Tessin, am Sonntagabend um 19.30 Uhr in Tenero angepfiffen.

Wenn die Limmattaler nicht um einen Playoffplatz bangen wollen, müssen aus diesem Wochenende zwingend Punkte resultieren. Auf lautstarke Unterstützung freut sich die gesamte Mannschaft!

31.10.2024
Flavio Schneider
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