Gleich die Fahrt ans erste Auswärtsspiel der Saison führte die Limmattaler in die warme Sonnenstube der Schweiz.
An die Partie gegen Ticino Unihockey der letzten Spielzeit erinnerten sich die Urdorfer wohl mit einem lachenden und weinenden Auge. Zwar konnte man mit zwei Punkten wieder aus Bellinzona die Heimfahrt antreten, die Art und Weise wie der dritte Punkt abgegeben werden musste schmerzte jedoch. Und da man im Rückspiel gar ohne Punkte das Feld räumte, wollten die Limmattaler die Punkteverteilung in dieser Paarung früh zu ihren Gunsten wenden. Die nach der letztjährigen Qualifikation nur knapp hinter den Limmattalern platzierten Tessiner verstärkten sich in der Off-Season mit einem zusätzlichen Ausländer und stiegen damit mit deren drei in den Kampf um die Playoffplätze ein.
Nachdem sich die beiden Teams die ersten paar Spielminuten nicht viel mehr als abtasteten, sprang Neo-Captain Louis «Ludwig» Pfau die Kugel unglücklich an die Hand, was folgerichtig mit einer kleinen Zeitstrafe geahndet wurde. Während dieser, war es mit Gervasoni der Schweizer U19-Nationalspieler in den Reihen der Gastgeber, welcher den Score sehenswert eröffnete. Doch mit zahlenmässig gleichen Kräfteverhältnissen konnten die Tessiner nicht nachdoppeln. Vielmehr war es nach rund zwölf Minuten Neuzugang Jakob «Shindy» Schindele, welcher frech von der Seite zentral vors Tor zog und mit einem satten Schuss ausgleichen konnte. Und die Limmattaler konnten dann ihrerseits den Doppelschlag perfekt machen. Keine ganze Zeigerumdrehung nach dem Ausgleich führte Tim Zahner einen Freischlag zügig aus. Dominik Bär reagierte im Slot der Gegner am schnellsten und schob eiskalt zur erstmaligen Führung der Urdorfer ein. Und als in der 17. Minute Pfau nach einem sehenswerten Zuspiel von Valentin Ladner gar auf 1:3 erhöhen konnte, waren die Limmattaler so richtig im Spiel. Innert vier Minuten drehten sie die Partie score mässig auf den Kopf. Die Gastgeber liessen sich davon jedoch nicht unterkriegen und reagierten noch vor der 18. Spielminute ihrerseits mit zwei Treffer, die für den Zwischenstand von 3:3 sorgten. Doch bis zur ersten Sirene blieben noch drei Minuten. Von diesen benötigte Steven Friedli gerade einmal 24 Sekunden, um die Urdorfer wieder mit einem Tor in Führung zu bringen. Mit einer Abgeklärtheit eines Routiniers zirkelte das Limmattaler Eigengewächs die Kugel ins nahe hohe Eck. Ein wahres Torfeuerwerk in den letzten fünf Minuten des Drittels wurde erst durch die erste Pause gestoppt.
Das Mitteldrittel ist schnell erzählt. Zwei ungenutzte Powerplays auf Seiten der Limmattaler, ein solches auf der Gegenseite, keine Tore im fünf gegen fünf. In diesen 20 Spielminuten durften sich die Limmattaler aber mehr als nur einmal bei Simon Bergström bedanken, der seinen Kasten während dieser Periode rein halten konnte.
Somit musste das Schlussdrittel über die Punkteverteilung entscheiden. Für die Gäste aus der Deutschschweiz hätte der Start in dieses nicht besser laufen können. Offensivverteidiger und späterer Bestplayer Thomas Ingold wurde von Nicolas Jordan auf die Reise geschickt. Und nachdem er sich nach ein paar Sekunden schliesslich mit dem Spielgerät angefreundet hatte, hämmerte er die Kugel aus schier unmöglichem Winkel ins lange Eck. Die Zwei-Tore-Führung hielt allerdings nicht lange bestand. Knapp eine Minute später wussten sich die Limmattaler in einer brenzligen Situation nur noch regelwidrig zu helfen, was regelkonform mit einem Strafstoss sanktioniert wurde. Der finnische Neuzugang Surakka verwandelte diesen sicher zum Anschlusstreffer für die Südschweizer. Aber nur wenig später wurde Zahner auf ähnliche Weise am Abschluss aus bester Position gehindert, was nun ebenfalls Strafstoss bedeutete. Alexander Hess nahm sich dieser Aufgabe an, erwischte aber mit seinem Abschluss unglücklicherweise nur die Hand des Tessiner Schlussmannes, womit es beim knappen Vorsprung für die Limmattaler blieb. In der 45. Minute kam es dann für die Gäste noch dicker, als Pfau erneut für zwei Minuten zum Nachdenken geschickt wurde. Wiederum zogen die Tessiner ihr gefährliches Powerplay auf und reüssierten zum zweiten Mal während einer numerischen Überzahl. Das Spiel ging damit auch auf der Anzeigetafel wieder ausgeglichen in die heisse Schlussphase. Der vielumjubelte Führungstreffer der Hausherren aus Bellinzona fiel in der 53. Minute nach einem beeindruckenden Querpass und eiskalten Abschluss durch Gervasoni. Aber ohne Punkte die Heimreise antreten wollte auf der Bank der Limmattaler niemand. In der 57. Minute kamen sich noch Fabian Massaro und K. Bizzozero auf der Gegenseite ein wenig in die Haare und mussten je zwei Minuten in die Kühlbox. Ob dies mit der immer aggressiver aussehenden Frisur Massaros zusammenhängt, bleibt Gegenstand von Spekulationen. Somit gab es mehr Platz auf dem Spielfeld für die je vier Feldspieler. Diesen gepaart mit einem haarsträubenden Wechsel der Tessiner nutzten Zahner und Peraro in der 58. Minute dann zum 6:6 Ausgleich aus. Wieder machte Zahner das Spiel bei einem Freischlag schnell und bediente Peraro, der die Kugel unhaltbar unter die Latte zimmerte. Dieser Treffer gab den Limmattalern gleich nochmals ein wenig Aufwind. Diesen nutzten die Urdorfer aus und exakt 41 Sekunden vor Spielschluss krönte Jordan seine formidable Leistung noch mit dem Siegtreffer. V. Ladner behauptete die Kugel zuerst gekonnt in der gegnerischen Zone, ehe er auf den hinter dem Tessiner Tor freistehenden Simon Schaub legte, der den im Slot lauernde Jordan bediente. Die Ballstafette inklusive Abschluss Jordans ging so schnell vonstatten, dass die meisten erst merkten, dass die Kugel im Netz zappelte, als Jordan schon lange jubelte. Die Tessiner versuchten in den restlichen Sekunden noch mit einem Feldspieler mehr eine Verlängerung zu erzwingen, scheiterten damit aber oft schon im Block der Limmattaler.
Ein Sieg zum Saisonstart gegen einen wahrscheinlich direkten Konkurrenten lässt die Limmattaler selbstbewusst in die Zukunft blicken. Auch wenn das Resultat äusserst knapp ausfiel, gilt diesbezüglich die Aufholjagd der Urdorfer in den letzten Minuten herauszustreichen. Man spürte den Willen, diese drei Punkte südlich des Gotthards in den Norden zu entführen. Ebenfalls erfreulich zeigt sich die reibungslose Integration der Neuzugänge und auch der eigenen Junioren, welche diese Saison fix im NLB-Kader mitmischen werden.
Bereits dieses Wochenende steht die erste Doppelrunde an. Am Samstag dürfen die Limmattaler in Thun um den Einzug in den Cup 1/8-Final zu spielen. Auch wenn die Personaldecke äusserst dünn ausfällt, sind alle Mitreisenden topmotiviert, um dem Ligakrösus ein Bein zu stellen. Am Sonntag steht dann das erste Heimspiel der laufenden Saison auf dem Spielplan. Um 18.00 Uhr werden die Gäste aus Sarnen zum Tanz in der Zentrumshalle, Urdorf gebeten. Ob die Obwaldner an ihre gute Leistung von vergangener Saison anschliessen können, müssen sie erst noch beweisen. Doch auch für die Limmattaler gilt es erstmals den erfolgreichen Saisonstart zu bestätigen. Auf so zahlreiche und lautstarke Unterstützung wie während der letzten Saison freut sich die gesamte Mannschaft!